Lerngang zur Gedenkstätte Grafeneck

Passend zu unserem VU-Thema „Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, waren wir, die Klassen 10a und 10b, am Dienstag, den 19.10.2021 auf einer Bildungsfahrt zur Gedenkstätte Grafeneck. Begleitet wurden wir von unseren Lehrern Frau Thesz, Frau Boß und Herrn Hammer. Wir besuchten dort zusammen die Gedenkstätte und hatten einen Informations- und Bildungstag zu den Ereignissen in Grafeneck um 1940.

Wir starteten um 08.15 Uhr am Busbahnhof in Spaichingen. Nach knappen zwei Stunden Fahrt kamen wir an dem abgelegenen Schloss an. Dort wurden wir zuerst in zwei Gruppen aufgeteilt; die Klasse 10a wurde von Frau Pfeuffer durch das Seminar geführt und die Klasse 10b von Herrn Reichhold. Unsere beiden Guides hielten einen sehr informativen Vortrag über die Kranken- und Behindertenmorde in Grafeneck. Uns wurde davon berichtet, wer die „großen“ Leute in dem Plan waren, wie und ob sie verurteilt wurden, was sie getan haben, wie man versucht hat, die Machenschaften in Grafeneck zu vertuschen, woher die Opfer kamen und wie der Tötungsvorgang war; auch wir Schüler wurden in das Gespräch miteinbezogen.
Herr Reichhold zeigte uns eine Fotografie eines Keks, in den „Alle Mörder“ eingeritzt worden war. Dieser wurde gefunden, als die Eltern des Opfers Theodor Kynast die Kleidung ihres Sohnes zurückbekamen. Er ritzte das wohl auf der Busfahrt nach Grafeneck ein – verzweifelt und mit der Vorahnung, dass er nicht lebendig zurückkommen würde.      
Die Behinderten wurden damals mit grauen Bussen von Pflegeeinrichtungen abgeholt, nach Grafeneck gefahren und dort in einer Scheune mit Kohlenmonooxid getötet. Insgesamt wurden 10.654 Menschen umgebracht. Die Namen der Verstorbenen konnten wir in einem Buch nachlesen, welches an der Gedenkstätte ausliegt.          
Nach dem Vortrag gingen wir in das Dokumentationszentrum. Dort befindet sich ein Kunstwerk mit 10.654 kleinen Tonmännchen, die an die Opfer erinnern sollen. Der Künstler Jochen Meyder gab jeder Figur ein individuelles Gesicht. Unsere Lehrerinnen haben für unsere Klassenzimmer jeweils eine Tonfigur mitgenommen und eine Spende hinterlassen. Diese beiden Tonmännchen haben bei uns ein „neues Zuhause“ gefunden – ganz im Sinne Jochen Meyders.       
Anschließend sind wir ein zu einem kleinen Mauerstück gegangen, welches die Ecke des Vergasungs-Schuppens darstellen soll. Dieser wurde nach dem Ende der „Aktion T4“ abgerissen. Heute steht an dieser Stelle eine Sporthalle. Im Unterricht haben wir dann reflektiert, ob wir das angemessen finden oder nicht.     
Abschließend sind wir zur eigentlichen Gedenkstätte gegangen. Dort steht ein Denkmal mit einem gespaltenen Stein und fünf Balken, welche das 5. Gebot (Du sollst nicht töten!) symbolisieren sollen.  
Nach dem Seminar haben wir noch gevespert und durften einige Originaldokumente anschauen. Anschließend ging es dann wieder zurück an den Busbahnhof und unsere Bildungsfahrt endete gegen 15.30 Uhr.    
Es war ein unvergesslicher Tag für alle!

 

Bericht von Elisa Augstein und Jana Häsler aus der 10b

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